Im Reich der Mitte & Land des Lächelns
Gleich vorweg: Ich war auf diese Reise vorab besonders gespannt und bin sie – mangels eigener Erfahrungen - ohne große Vorstellungen & Erwartungen angegangen. Nicht nur, weil es meine erste Asienreise und somit meine ersten Erfahrungen mit der gelebten asiatischen Kultur war. Sondern auch, weil ich vor Antritt so gegensätzliche und polarisierende Meinungen zu meinen Reisezielen gehört habe.
Dies gilt vor allem für Bangkok oder die „Stadt der Engel“, wie sie auch genant wird. Von Seite der Liebhaber wird die Stadt mit ihrem unverwechselbaren Charme beworben, den man jeden Tag neu entdeckt. Für all jene, die diesem Charme nicht verfallen sind, wirkt sie nur als abschreckend chaotischer Betonklotz.
Vorab dazu: Auch ich bin diesem Charme nicht vollkommen erlegen, auch wenn ich ihn ansatzweise auf meinen Touren durch die Metropole finden konnte.
Erstziel der Reise und nicht weniger spannender war der Besuch im Reich der Mitte. Auch hier habe ich vor Reiseantritt nicht gewusst, was auf mich zukommt, schließlich ist Beijing bzw. Peking die Metropole eines riesigen Landes mit einem - uns Europäern unangreifbaren - politischen Systems, das man eigentlich nur fragmentweise aus Schlagzeilen aktueller Medien kennt und sich nach außen hin immer noch abschottet.
Viele Legenden umwiegen die ehemalige Kaiserstadt, von denen nicht mehr viele Spuren zu finden sind. Die Hauptstadt Chinas mit ihren derzeit ca. 20 Millionen Einwohnern schaut nach vorne und zeigt sich ihren Besuchern fast ausschließlich von ihrer modernen Seite. Die Stadt wächst rasant und man kann ihr wahrlich dabei zuschauen, wie sie sich immer wieder neu reproduziert. Überwältigt wird man auch von der Schnelllebigkeit der Stadt, mit der einen naiven Neuankömmling schnell überrannt werden kann und seine bisherige Anschauung über Beijing und seinen Bewohnern schnell in ein neues Licht zeigen lässt.
Auch meine bisher etablierten Vorstellungen über das sozialpolitische Gesellschaftssystem kamen in rasch Wanken und haben eine Überarbeitung notwendig gemacht. Zumindest in Beijing deckten sich meine gesammelten Beobachtungen vor Ort nicht mit meinen bisherigen Verständnis über ein kommunistisches System nicht überein und von Mao´s Kulturrevolutation ist praktisch nichts übrig geblieben.
Umgeben von frisch hochgezogenen Business-Wolkenkratzern, Einkaufspalasten und 6 Sterne Luxushotels muss man das alte Peking schon genauer suchen. Geholfen wird einem dabei mit einem sehr weitläufigen modernen U-Bahnsystems, das für die Olympischen Sommerspiele 2008 in weniger als 6 Jahren neu gebaut worden ist und die perfekte Demonstration darstellt, wie rasch sich die Metropole nach Kaiserdynastien und Kulturrevolulation verändert und weiterentwickelt hat.
Stichwort Kaiser: Auf der Suche nach dem alten Beijing stößt man unweigerlich auf die „verbotene Stadt“, die exakt im Zentrum der Metropole ansässig ist und ein absolutes Highlight im Reich der Mitte darstellt. Der Eingang zur „Stadt in der Stadt“ mit dem „Tor des Himmelsfrieden“ – über das ein Bildnis Mao´s wacht - befindet sich gegenüber dem „Platz am Himmelsfriedenstor“ (Tian’anmen-Platz).
Sonst muss nach der Suche nach dem historischen Peking weiter nordöstlich der ehemaligen Kaiserstadt suchen und wird bei den „drei hinteren See“ mit dem alten Stadtviertel und dem Sommerpalast fündig.
Aber abgesehen von einigen wenigen sonstigen historischen Elementen und der architektonisch beeindruckenden „großen Mauer“, die ausserhalb der Stadt anzutreffen ist, bewegt sich der Besucher in Beijing in einer sehr modernen schnelllebigen Stadt, die sich fortwährend erneuert und viele europäische Hauptstädte auch in Hinsicht des Alltagstempo ziemlich alt aussehen lässt.
Mein zweites Reiseziel galt dem „Land des Lächelns“, nämlich Thailand. Dieses Credo findet man praktisch uneingeschränkt überall. Vor allem während unseres Aufenthalts in der Sommerresidenz der kaiserlichen Familie in Hua Hin und bei unseren Touren nach Pranpuri, Cha Ma und Phetchaburi wird man als Besucher herzlichst aufgenommen. Da fühlt sich selbst ein eher menschenscheuer Charakter z.B. in den zahlreichen gut besuchten Straßenmärkten und -lokalen mit ihren Garküchen wohl.
Weitere Auffälligkeit, die jedem Besucher sofort vor Augen geführt wird, ist die hohe Gläubigkeit der Einwohner. In jedem Dorf des Landes findet man mindestens einen Tempel („Wat“). In Bangkok alleine sind es über 400 in der Zahl und in ganz Thailand sind es zwischenzeitlich über 40.000 und weitere 10.000 gerade im Bau.
Wie in allen Monarchien etabliert, ist auch in Thailand die Religion mit dem Königshaus eng verbunden und diese Bindung ist der enormen Beliebtheit des aktuellen Königs weiter förderlich.
Wie Anfangs kurz erwähnt, polarisiert Bangkok bei seinen Besuchern enorm. Entweder man ist von der „Stadt der Engel“ und seinem Charme vollkommen entzückt oder sieht sich von der heillosen Chaosmetropole abgewendet. Ich persönlich stehe mit meinen gesammelten Eindrücken zwischen den Fronten und kann mich für keine der beiden Seiten entscheiden.
Einerseits hat diese Metropole mit seinen imposanten Königspalast, den prachtvollen Tempelanlagen, den unzähligen Straßenmärkten, Luxushotels am Chao Phraya Fluss und dem pausenlosen Leben auf jeder Ecke zur jeder Tages- & Nachtzeit durchaus seine Reize. Aber diesen sehr netten Eindrücken stehen heruntergekommene Betonbauten, teilweise sehr aufdringlicher Lärm und Gestank auf den Straßen - umgeben von viel Kitsch und Fakes - gegenüber.
Auch die sonst in ganz Thailand immer anzutreffende nicht aufgezwungene Freundlichkeit und respektvolle Höflichkeit findet man in Bangkok nur in vergleichsweise eingeschränkter Form, wenn immer noch auf hohen Niveau. Aber dieses Stadt/Land-Gefälle sieht man praktisch überall und als Österreicher muss man selbst nicht lange suchen .
Am besten man besucht die Stadt selbst um sich ein Bild zu machen. Denn eine Reise ist die Engelsstadt auf jeden Fall wert und vermittelt viele Eindrücke, die man wo anders umsonst sucht.
Zusammengefasst hat für mich Asien wirklich einen sehr hohen Wiedersehensfaktor und mein erster Ausflug in den fernen Osten hat viele positive Erinnerungen hinterlassen. Wie praktisch überall stehen sehr erfreuliche kulturelle Eindrücke einigen ungewohnten Umständen gegenüber, die es gilt individuell abzuwägen.
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