Viva la Cuba!
Wenn man Ende November ein sonniges und vor allem warmes Plätzchen zwecks Urlaubs suchen möchte, dann muss man schon weit ausserhalb von Europa Ausschau halten.
Und dennoch fiel mir die Entscheidung, wohin es gehen sollte eigentlich sehr leicht. Da letztes Jahr mit Besuch von Ägypten und Istanbul ein Schwerpunkt Richtung Osten gesetzten worden war, wollte ich heuer den Weg in die entgegengesetzte Himmelsrichtung einschlagen und neue Kulturen und Landschaften entdecken.
Als Aficionado (= Zigarrenliebhaber) war mein erster Gedanke natürlich Kuba - die kleine geschichtsträchtige Insel vorgelagert zwischen dem Golf von Mexiko und der karibischen See, südlich der Bahamas – mit seinen unterschiedlichen Facetten bei Land & Menschen, geprägt durch die jahrhundertlang unterschiedlichen (und nicht immer für das Land wohlwollenden) Einflüssen von außen, die das Land bis heute nicht wirklich zur Ruhe haben kommen lassen.
Und wie es der Zufall so wollte, ist mit November auch Beginn der „Trockenzeit“ (von November bis Mai) und die beste Reisezeit für einen Ausflug nach Kuba.
Damit war der Entschluss schnell gefasst und die restlichen notwendigen Vorbereitungsschritte rasch per „last minute“ im Internet erledigt.
Erstes Ziel war die Halbinsel „Peninsula de Hicacos“ nördlich der Stadt Varadero. Der 20km lange feinsandige „Playa de Varadero“ gehört zu den schönsten Stränden Kubas. War früher bis zur Revolution die Halbinsel ausschließlich Treffpunkt reicher Amerikaner (ehemalige Luxusvillen sind heute noch stiller Zeuge dieser Zeit), wird dieses Gebiet ab Mitte der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts allmählich für den Tourismus zugänglich gemacht.
Nach einigen Tagen der ausschließlichen Erholung und Aufenthalt am Strand oder Poolbar (vorzugsweise mit Literatur, Cocktailglas und Zigarre in den Händen), galt es der „alten Dame der Karibik“ einen ausführlichen Besuch abzustatten. Gemeint ist die alten Kolonial- und heutigen Hauptstadt „Havanna“ - oder „La Habana“, wie die Kubaner zu sagen pflegen.
Die über 500 Jahre alte Diva wurde zum Weltkulturerbe der UNESCO erklärt und der historische Stadtkern mit seinen kopfsteingepflasterten Gassen, mittelalterlichen Burgen entlang der Hafeneinfahrt, endlosen Säulengängen und Arkaden im Klassizismus & Kolonialstil in den Palästen auf den Stadtplätzen durch großzügige finanziellen Unterstützung herausgeputzt.
Ein Blick hinter der gern gesehenen Stadtfassade (gleich nur eine Querstraße nach dem Capitol) zeigt mit Häuserruinen und verwahrlosten Stadtteilen ein anderes und wahrscheinlich authentischeres Bild von der alten Dame.
Aber gleichzeitig macht diese konträre Erscheinungsvielfalt den besonderen Reiz aus und lässt keinen Zweifel darüber aufkommen, dass man sich hier auf einen des jahrhundertlangen bedeutsamsten Orts der neueren Geschichte befindet. Unverkennbar sind die unterschiedlichen Einflüsse der spanischen Entdecker und Kolonialmächte zu sehen und das Havanna die wirtschaftliche und kulturelle Drehscheibe der Karibik in den letzten 500 Jahre war.
Es ist absolut empfehlenswert diesen Ort abseits der Touristenrouten zu begehen und all diese Facetten ungetrübt auf sich einwirken zu lassen.
Obwohl ich mit dem „Playa de Varadero“ eigentlich schon sehr verwöhnt war, wollte es damit nicht belassen und noch mehr „Karibikfeeling“ entdecken.
Per Katamaran ging es nach „Archipfel von Sabana“, eine der Nordküste der Halbinsel Hicacos vorgelagerten korallenriffgesäumte Kette von Inseln mit eigenem Delfinarium mitten im Meer und der „Cayo Blanco“ als bekannteste Auflugsinsel mit Postkartenanblick.
Zwei Tage widmete ich mich ausschließlich dem Landesinneren der Insel mit abwechselnden Landschaftsbildern von Zuckerrohrplantagen, kubanischen Regenwald und großen Haziendas mit Viehzucht. Darin eingebettet liegen bedeutsame (Alt-)Städte wie
- „Cienfuegos“, einer alten Konloniestadt mit märchenhaft wirkenden Architekturmix;
- „Santa Clara“ als Ausgangsort der Revolution unter der Führung Fidel Castro und Ernesto alias Che Chevara gegen den Diktator Babtista Ende 1958;
- UNESCO Weltkulturstadt „Trinitad“, geprägt von Palästen aus der Ära der Zuckerbarone früherer Zeiten.
Wie eigentlich die ganze Geschichte Kubas zeigt sich auch das Land von ganz unterschiedlichen Facetten und Einflüssen, die einen „Neuankömmling“ am Anfang vielleicht verwirren können und es nicht leicht macht, Land und Leute eindeutig einordnen zu können. Zu heterogen sind die Reize und Eindrücke, denen man als Besucher ausgesetzt ist, wenn man einen Blick hinter den Bilderbuchstränden und immer mehr werdenden Luxushotelanlagen – die Geld für die marode Staatskasse bringen sollen - wirft.
Man findet dort Altes mit Neuem unmittelbar vermischt, ohne eine Präferenz für eine (zukünftige) Richtung finden zu können.
Reichtum und Armut geben sich die Türklinke in die Hand, ohne dass die eine von der anderen Seite davon erfahren soll (wie eigentlich schon vor der Revolution). Auch findet sich in der durchaus stolz getragene und offen präsentierten sozialistischen Ideologie doch auch der Wunsch nach kapitalistischen Vorzügen, die das Alltagslegen in Kuba erleichtern sollen.
So ist auch erklärbar, warum zwischen der bekannten und offen gezeigten Lebensfreude der Kubaner auch eine unverfälschte Melancholie zu finden ist.
Wer Kuba wirklich erleben möchte, darf sich diesen - manchmal irritierenden - Blicken nicht verwehren und sollte sich nicht auf weiße Strände, Mochito Cocktails im Floridita und Salsa Tanzen beschränken.
Mehr Fotos von Kuba findet ihr hier: http://www.greenlemon.at/galleries_blog/travel_cuba09/